Impressionen eines Elternteils vom Deutschlandpokal
2002 in Chemnitz
Spannend ist es immer wieder, wenn man zu einer turnerischen Großveranstaltung 400 Kilometer quer durch halb Deutschland gondelt, zumal wenn es die inoffiziellen deutschen Mannschaftsmeisterschaften der Schüler sind. Die Erwartungen sind hoch, vor allem auch in den Köpfen der jungen Nachwuchsathleten. Die Atmosphäre einer nagelneuen, soeben fertig gestellten Mehrfachhalle tut ihr Übriges, um die Kinder zu motivieren. Wie neu die Halle sein muss, erkennt man am besten daran, dass selbst mehrere Offizielle nicht so recht wissen, wie man denn ins Innere des ,,Palastes" vordringt. Aber es gelingt uns hallenerfahrenen Eltern, das gesamte Gepäck für 2 Tage an der Schulter hängend, dann doch nach mehreren Fehlversuchen ins Allerheiligste vorzudringen.
Am Freitagabend ist zunächst Training angesagt, die Geräte beschnuppern und ausprobieren, anschließend rasch ins Quartier, noch etwas essen und dann schnell in die Falle, denn am Samstag beginnt bereits kurz nach Mitternacht (08.30 Uhr) das Einturnen für die AK 11 -12. Für uns läuft es ,,durchwachsen" und so belegen wir am Ende Platz 10. Da wir uns von vornherein keinen der vorderen Plätze ausgerechnet hatten, ist es auch müßig, sich über Wertungen oder gar einen vermeintlichen ,,Bayern-Malus" aufzuregen. Alles in allem sind wir mit dem Ergebnis zufrieden, wenngleich wir bei optimalem Wettkampfverlauf noch 2 bis 3 Plätze hätten gutmachen können. Aber was soll's. Es sind für die jungen Turner jedenfalls wertvolle Erfahrungen, die sie von einem Wettkampf auf so hoher Ebene mit nach Hause nehmen können. Mehr als dieses und die irgendwann verblassende Erinnerung wird allerdings nicht zurückbleiben, da man es seitens der Organisatoren trotz der stolzen Eintrittspreise von sage und schreibe 13.- Euro pro Person für die beiden Tage, einer stattlichen Anzahl von Sponsoren und in Anbetracht der saftigen Startgelder von 60.- Euro/Mannschaft nicht einmal fertig gebracht hat, den Kindern ein kleines Erinnerungspräsent an den Deutschlandpokal 2002 zukommen zu lassen.
Passend dazu verläuft auch die Siegerehrung im ,,Fast-Food-Modus": Schnell alle Mannschaften auf die Fläche, die drei ersten rasch nach vorne gebeten, Nennung der Ergebnisse bis Platz 6, den offensichtlich uninteressanten Rest (immerhin 8 Mannschaften) lässt man im Ungewissen über ihr Abschneiden, dann möglichst rasch raus aus der Halle, man ist ja schließlich im Zeitverzug. Großzügig verweist man dann noch auf die Abendveranstaltung, bei der die drei ersten Mannschaften nochmals geehrt werden sollen.
Ein pädagogischer Supergau, und das bei einer angeblichen, wenngleich auch inoffiziellen deutschen Meisterschaft! Nach einer gewissen Zeitverzögerung wird dann schließlich in der Vorhalle eine Ergebnisliste ausgehängt, um die sich eine Traube von Trainern und Eltern schart. Mir unterläuft dann noch der Fehltritt, dass ich mich erdreiste, einen der Offiziellen höflich und sehr freundlich um eine Kopie der Ergebnisliste zu bitten, da wir wenige Minuten später wieder die weite Heimreise mit dem Zug antreten müssen. Dieser sieht mich ob dieser offensichtlichen Majestätsbeleidigung mit großen Augen an, und kanzelt mich mit den Worten ab, dass man damit erst gar nicht anfange und dass schließlich der Landesverband eine Liste bekommen würde, dreht sich, bevor ich richtig erwidern kann, auf dem Absatz um und verschwindet. Stirnrunzeln und Grübeln bei mir...? Das Fazit: Der Wettkampf war für die Kinder eine wichtige Erfahrung. Bei mir blieb die Erkenntnis, dass eine schöne, neue Halle alleine nicht ausreicht, um aus einer Veranstaltung eine wirklich runde Sache zu machen. Ein Turnvater
Anmerkung des LFW: Letztes Jahr waren die Meldegelder mit
149 DM/Mannschaft höher. Anzunehmen, dass auch beim DTB eine
Gebührenvereinheitlichung stattgefunden hat.